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Revolution in der Jobsuche? Online-Experten diskutieren das neue “Google for Jobs” Feature

Wie auf der Google I/O angekündigt, hat Google im US-Index im Juni 2017 “Google for Jobs” gelauncht – und nun werden Jobangebote bei (und von) Google.com direkt innerhalb der Suchergebnisse aufgelistet und angeboten. Wir haben Experten dazu befragt, wie sie diese Entwicklung für die Branche und die beteiligten Marktteilnehmer einschätzen.

Ob Updates oder Produkt-/Feature-Einführungen: Entwicklungen im US-Index von Google sind oft der erste Schritt. Später werden die Änderungen in der Regel auch weltweit ausgerollt. Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass Google for Jobs auch bald bei Google.de hier in Deutschland anzutreffen ist.

Google sagt, das Feature hätte Vorteile wie prominente Platzierung in den SERPs, motiviertere Bewerber sowie gesteigerte Chancen auf Conversions.

marketing jobs - Google.com search

So sieht Google for Jobs für die Suche nach “marketing jobs” bei Google.com aktuell (Juni 2017) aus. Wie schon bei anderen Produkten wird der Traffic durch einen Klick des Users in das Google-eigene Listing in den Suchergebnissen nicht (mehr) zu einer externen Website, sondern auf eine Google-Seite geleitet.

marketing jobs - Google Job Landingpage

Wir haben uns umgehört, was das potenziell für die Branche – und natürlich insbesondere für Online-Jobportale – bedeutet. Für uns standen dabei folgende Fragen im Vordergrund: Top oder Flop – wie lässt sich Google for Jobs im Kontext der Gesamtentwicklung der Suchmaschine einschätzen? Wird die Rubrik sich international etablieren? Die größte aggregierte Jobbörse der Welt – wird Google for Jobs die Jobsuche aus Bewerber- und Recruitersicht revolutionieren? Ist Google for Jobs aus Sicht eines SEOs / Onlinemarkters eine Chance für mehr Traffic oder werden Job-Portale durch die Kategorie überflüssig?

Und das sagen die von uns befragten Experten dazu:

Expertenmeinungen aus der Branche

Philipp Klöckner

Managing Director, Trade Machines FI GmbH

Durch die Dominanz in der horizontalen Suche, welche es Google ermöglicht, Teilnehmer zu motivieren, Jobs per Markup zu deklarieren, wird es Google gelingen, schnell Mengen von Anzeigen zu aggregieren, welche herkömmliche Plattformen in den Schatten stellen. Gepaart mit Google’s Endkunden-Zugang stellt die Suchmaschine im besten Fall einen sehr ernst zu nehmenden Bewerber da, im schlimmsten Fall wird sie den Markt so wie auch schon den CSE Markt konsolidieren und sich selbst zum Marktführer küren. Durch die jüngsten Entscheidungen der EU Commission und den dadurch entstehenden Präzedenzfall, könnten dem aber auch Riegel vorgeschoben werden.

Vermutlich wird Google technologisch keine neuen Maßstäbe legen, das tun andere Startups wie heyjobs.de oder zenjob.de gerade. Google nutzt lediglich bestehenden Kundenzugang besser aus und wird diesen auch langfristig monetarisieren.

Ich glaube, keine der letzten Innovationen von Google hat netto irgendwelche Chancen eröffnet, da die jüngsten Features entweder dazu ausgelegt sind, Anfragen selbst zu beantworten, oder zu Werbetreibenden weiterzuleiten.

 

Karl Kratz

Autor, Keynote-Speaker und Onlinemarketing-Experte, karlkratz.de

Karl KratzAus meiner persönlichen Sicht wird sich “Google for Jobs” ähnlich kometenhaft durchsetzen wie der einst von Google angegangene Kredit-/Kreditkartenvergleich, Google Flights oder Geisterstadt+*. Google ist zweifelsohne eine mächtige Universal-Suchmaschine, wann immer das Unternehmen jedoch seine Hand an Bereiche legt, in denen nicht auf Basis brachialer Daten-Power “irgendwas irgendwie in einer anderen Form durchsuchbar gemacht und dargestellt werden kann”, fehlt jedoch die Umsetzungskraft. Selbstverständlich wird das Thema international getestet werden müssen. Eventuell wird es in einigen Ländern beibehalten, je nach Datenlage. Vielleicht liege ich ja falsch, dennoch vermute ich, dass das Thema ähnlich weitergeführt wird wie Google Buzz, Google Waves, Google Ripples, Google Spaces und all die anderen unzähligen Anstrengungen, in anderen Bereichen Fuß zu fassen.

Die Jobsuche revolutionieren? Eher nicht: Das wäre, als würde ein besonders innovatives Berliner Startup eine UBER-Food-Delivery hochziehen: Am Ende gibt es jemand, der eine Pizza macht. Und einen, der die Pizza bezahlt und isst. Genauso ist es mit Stellenanbietern und Stellensuchenden. Es sind Menschen mit ganz besonderen Vorstellungen. Ein Abstraktions-Layer, das noch nicht einmal eine authentische und ernstzunehmende Service-Komponente enthält, nimmt doch wirklich niemand mehr für voll.

Jedes Job-Portal hat seine Daseinsberechtigung. Ok, manche Me-Too-Portale vielleicht nicht. Und dennoch findet sich für jede Branche eine besondere Eigenart, die es erforderlich macht, sich damit auseinander zu setzen. Google Jobs mag ein additiv nutzbares System sein; mehr vermutlich jedoch nicht.

*[Anm. d. Red.: Karl Kratz meint, der Google Kredit-/Kreditkartenvergleich sowie „Geisterstadt+“ (=Google+) seien hier als eher kometenhaft gescheiterte Projekte, Google Flights als kometenhaft erfolgreiches Vertikal zu sehen. Die Aussage bezieht sich darauf, dass nicht alles, was Alphabet anfängt, auch wirklich immer Erfolg haben muss.]

 

Bastian Grimm

Director Organic Search, Peak Ace AG

Bastian GrimmDie Google Jobsuche kommt für mich insgesamt wenig überraschend, war doch schema.org Mark-Up für dieses Vertical eins der ersten, welches veröffentlicht wurde. Jobs sind vergleichsweise einfach zu aggregieren und deutlich weniger individuell als beispielsweise Versicherungstarife (an denen Google sich ja auch versucht), die pro Land extrem stark variieren. Zudem ist die Nachfrage im Job-Vertical konstant hoch, ein signifikanter Anteil davon Informational-Searches. Für mich fast überraschend, dass es so lange gedauert hat – für Google aber total sinnvoll, hier mitzumischen.

Durchaus denkbar und nicht unwahrscheinlich, dass die Jobsuche dadurch revolutioniert wird. Meiner Meinung nach sind viele der Produkte, die Google baut, einfach erschreckend gut – und super einfach zu bedienen. Sowas liebt der Google-User ;)

Die großen Player werden sich immer weiter differenzieren müssen – listest du nur Jobs, so kann Google das möglicherweise in der Zukunft deutlich besser und die Seite würde damit obsolet. Dazu kommt, dass viele Angebote – beispielsweise Stepstone oder Monster – insbesondere im Digitalbereich einfach nicht funktionieren. Hier wird man sich selber neu erfinden müssen, wenn man nicht untergehen will.

 

Eric Kubitz

Geschäftsführer, CONTENTmanufaktur

Zumindest in den wichtigsten Industrieländern wird sich Google for Jobs meiner Meinung nach international etablieren. Revolutionieren wird das Modell die Jobsuche aus Bewerber- und Recruitersicht dabei zwar nicht, aber leichter für Bewerber und einfacher für Jobanbieter wird es schon werden.

Aus Sicht eines SEOs/ Omlinemarketers sehe ich keine Chance für mehr Traffic – außer (bezahlt) für Unternehmen auf ihre Karriereseiten. In ein Job-Portal würde ich gerade nicht investieren…

 

 

Lars Budde

Head of Online-Marketing, t3n.de

Lars BuddeDie Marktmacht von Google hilft, Dienste wie „Google for Jobs“ zu etablieren. Ich halte es deshalb für wahrscheinlich, dass das auch hier gelingt.

Durch eine bessere Suche wird Google die Auffindbarkeit von Jobangeboten erleichtern. In Bezug auf diese Besserung von einer „Revolution“ zu sprechen, halte ich für überzogen. Google wird aber in jedem Fall zu einem ernsthaften Konkurrenten klassischer Jobportale.

Ob eine Chance auf mehr Traffic besteht oder andere Jobanbieter in Zukunft überflüssig sind, lässt sich derzeit noch schwer einschätzen. Jobportale werden in jedem Fall um ihre Relevanz kämpfen, wenn sie die bei ihnen gelisteten Jobanzeigen für das Crawling durch Google freigeben. Sie werden aber – wie so oft – keine Alternative haben.

 

Björn Tantau

Keynote Speaker, Autor, Trainer und Unternehmensberater, bjoerntantau.com

Bjoern TantauGoogle for Jobs passt perfekt in die bisherige Entwicklung von Google und zeigt auch sehr deutlich, dass Google eben keine Suchmaschine mehr sein will. Google will in allen Lebenslagen helfen und dazu zählen natürlich auch Jobs. Der Algorithmus von Google wird außerdem vermutlich sehr gut in der Lage sein, passende Jobs für die Menschen zu finden – schließlich hat Google sehr viele Daten über so gut wie jeden Internetnutzer. Da ist es nur konsequent, diese Daten auch dazu einzusetzen, um den Menschen bei der Jobsuche zu helfen. Auf diese Weise kann Google übrigens seine Daten dann weiter verfeinern und lernt die User noch besser kennen. Und solange die Qualität des Projekts so ist, wie man das von Google gewohnt ist, dann werden die Menschen dieses Angebot auch sehr positiv aufnehmen.

Teilweise wird Google for Jobs die Jobsuche aus Bewerber- und Recruitersicht schon revolutionieren. Natürlich wird es auch hier wieder etwas dauern, bis die Zielgruppe wirklich begriffen hat, was Google da nun schon wieder Neues bietet. Frei nach dem Motto “Was, Google vermittelt jetzt auch Jobs?” werden zu Anfang viele skeptisch sein. Doch sobald die ersten Jobs tatsächlich vermittelt werden, wird sich das herumsprechen. Und für Recruiter wird die Arbeit noch einfacher, als sie es ohnehin schon ist. Seien wir ehrlich: Viele Recruiter schicken vorgefertigte E-Mails oder andere Nachrichten bei LinkedIn, Xing oder Facebook an “potenzielle Bewerber”, die sie in vielen Fällen vorher nicht wirklich durchleuchtet haben. Google würde diese Arbeit übernehmen und ganz sicher werden auch schon Angebote geplant, bei denen Recruiter mal mehr und mal weniger Infos bekommen – je nachdem, was sie bereit sind, für die Informationen zu bezahlen.

Nicht unbedingt werden Job-Portale durch die Kategorie überflüssig – es gibt ja auch immer noch Portale für Flugtickets, obwohl Google in dem Bereich mitmischt. Letztendlich ist es zu begrüßen, wenn Google mit einem eigenen Angebot Druck aufbaut. In der Regel führt genau dieser Druck dazu, dass sich andere Anbieter mehr ins Zeug legen. Müssen sie auch, denn wenn sie es nicht tun, werden sie die Entwicklung nicht überleben und unter die Räder kommen. Aus diesem Grunde sollten vor allem SEOs Google for Jobs nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung sehen. Je besser sie sich selbst darauf einstellen und je energischer sie daran arbeiten, das eigene Produkt – auch und insbesondere mit Blick auf die User Experience – zu verbessern, desto größer werden die Chancen sein, am Ende als gleichberechtigter Partner weiter existieren zu können.

 

Britta Mühlenberg

Vice President Human Resources, Searchmetrics

Britta SearchmetricsEs ist wohl davon auszugehen, dass Google Jobs überall da, wo es ausgerollt wird, auch erfolgreich ist. Es vereinfacht den Einstieg in die Jobsuche und bündelt hervorragend die Angebote aus Unmengen an verfügbaren Kanälen. Wo Google Jobs letztlich ausgerollt wird oder werden kann, bleibt spannend. Ich habe da in der EU – auch wegen der DSGV – einige Fragezeichen, was z.B. den Bewerbungsprozess betrifft.

Eine Revolution wäre für mich eher, wenn Google mir eine universelle und globale Suchmaschine für Kandidaten bietet. Da aber in der Tat unterschiedliche Job-Portale für unterschiedliche Profile funktionieren, erkenne ich aus HR-Sicht eine deutliche Erleichterung bei der Auswahl der Kanäle.

Ich kann mir schon vorstellen, dass Google Jobs den Generalisten unter den Job-Portalen das Leben schwer machen wird. Nischen-Portale für spezielle Profile bieten ja oft noch mehr als reine Job-Listings. So gibt es dort oft auch Industry Content und Networking Angebote. Die wird es meiner Ansicht nach auch weiterhin geben.

 

Malte Landwehr

Senior Product Marketing Manager, Searchmetrics

Kurzfristig werden sich die Job-Portale, die ihre Daten für Google am zugänglichsten bereitstellen, über mehr Traffic freuen dürfen. Langfristig dürfte Google Jobs so einige Anbieter vom Markt verdrängen oder zumindest schrumpfen lassen. Gerade reine Aggregatoren werden große Probleme bekommen, sich gegen Google Jobs zu behaupten.

Portale, bei denen die Jobanzeigen direkt gelistet werden, können weiterhin versuchen durch diverse Gimmicks einen Mehrwert zu schaffen. LinkedIn macht das sehr gut, da sie mir anzeigen, mit wie viel Gehalt (für den Job in der Region) zu rechnen ist, wie viele Bewerber es bereits gibt, woher sie kommen und welche Qualifikationen sie haben. Xing hat einige Ansätze, die in eine ähnliche Richtung gehen. Die reinen Jobportale müssen schauen, wie sie vergleichbare Mehrwerte ohne angeschlossenes Social Network bieten können.

 

Nimmt Google immer mehr Konkurrenten den Traffic weg?

Google for Jobs ist nicht das erste Modell, das in der Branche Aufregung verursacht. Schon mit Diensten wie Google Flights oder Google Shopping/ Product Listing Ads, die in der Regel sehr prominent innerhalb der/ über den organischen Suchergebnissen platziert werden, kam es zu Protesten – insbesondere von Konkurrenten aus den jeweiligen Bereichen.

Stichwort Google Shopping: Angesichts der aktuell von der EU verhängten Rekordstrafe von 2,42 Milliarden Euro, die Google wegen der Benachteilungen von Konkurrenzwebseiten in den eigenen Suchergebnissen droht, ist das Thema momentan wieder mehr als brisant.

Was sagt ihr dazu?

Daniel Furch

Daniel Furch

Als Director leitete Daniel das Marketing-Team für EMEA bei Searchmetrics. In dieser Funktion, und damit auch als internes Bindeglied zu anderen Abteilungen wie Produkt, Sales, Customer Success, Consulting, Data Science und Grafik, war Daniel einerseits verantwortlich für die Konzeption sowie strategische Ausrichtung der internen und externen Kommunikation und andererseits für die Planung, Ausrichtung und Performance der Marketingkanäle.

4 thoughts on “Revolution in der Jobsuche? Online-Experten diskutieren das neue “Google for Jobs” Feature


  • Walter Schärer 29. Juni 2017 um 13:51

    Wir haben das Thema aus der Sicht von ausschreibenden Unternehmen beleuchtet: Für sie bietet sich die Chance, dass ihre Stelleninserate direkt von der eigenen Website eingeblendet werden, wenn sie richtig formatiert sind.

    Bis Ende Juli 2017 wollen wir ein WordPress-Plugin entwickelt haben, das Stellenausschreibungen “automatisch” um die nötigen Schema.org Auszeichnungen anreichert und den entsprechenden JSON-Code im Hintergrund ausgibt.

  • Ich glaube, dass die Qualität der von Google vorgeschlagenen Ergebnisse ausschlagend dafür sein wird, ob der User dieses neue Feature nutzt oder nicht.
    Wenn Google es zusätzlich schafft, Google for Jobs von der Usability gleichwertig oder besser als die hiesigen Jobportale zu machen, dann werden die Mitbeerber zwangsläufig Traffic- und somit Umsatzeinbußen inkauf nehmen müssen.
    Persönlich bin ich allerdings bei Karl Kratz und glaube nicht, dass Google die angesprochenen Punkte gut umgesetzt bekommt.

  • Ich halte es für übertrieben Google für alles verantwortlich zu machen. So ähnlich war es bei Produktsuche und Reisebereich. Da haben auch viele vermutet dass die Suchmaschine ggf. alle Plätze wegnehmen wird. Heute achtet kaum einer darauf und Google versucht mit Einklang anderer Webseiten einen Weg zu finden. Grüße.

  • Cooles Thema. Ein weiterer Schritt von der Suchmaschine zur Antwortmaschine.


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