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Google MUM Update: Wie sich SEO durch die neue Google-KI ändern wird

Die neueste Entwicklung besseren Verstehens von Inhalten und Suchanfragen stellt Google nun mit MUM vor – eine laut Eigenaussage 1000x stärkere Version von BERT. Damit kann Google nicht nur Texte, sondern auch Videos, Bilder, Podcasts in 75 Sprachen viel besser verstehen – und will so dem Ziel einer echten Unterhaltung mit Usern näherkommen. Doch was bedeutet MUM für die Webmaster- und SEO-Welt?

Was hinter MUM steckt

Google hat auf der Entwicklerkonferenz I/O im Mai 2021 die Nachfolge des 2019 eingeführten Modells BERT vorgestellt. Dabei sei MUM ein „KI-Meilenstein“ und 1000-fach stärker als sein Vorgänger. Mit Müttern hat die Abkürzung wenig zu tun, sondern bedeutet Multitask Unified Model. Das Machine-Learning-Modell soll dabei helfen, nicht nur Texte, sondern alle Arten von Content besser verstehen und vor allem in Beziehung zueinander setzen zu können. Damit sollen komplexe Suchanfragen besser beantwortet werden können.

In einem Blogpost erklärt Google den MUM-Ansatz weiter. Demnach würden User bei komplexeren Suchen rund acht Google-Anfragen stellen, bevor sie eine befriedigende Antwort erhalten. Dabei wurde MUM in 75 Sprachen trainiert, kann nicht nur Sprachen verstehen, sondern auch erzeugen. So soll die KI ein umfassendes Verständnis von Informationen und weltweitem Wissen entwickeln, um komplexe Suchanfragen im Kontext besser verstehen und vor allem konversationaler beantworten zu können. Damit will Google dem bereits mit Hummingbird im Jahr 2013 – vor acht Jahren also – angekündigtem Ziel, einer Art konversationalen Form der Beantwortung von Suchanfragen näherzukommen.

MUM soll Informationen in Dokumententen (HTML, PDF, TXT, …) und auch aus Bildern, Videos und Audios erkennen, in Beziehung zueinander setzen und dies über die „künstliche“ Ebene der Sprache hinweg. Es geht Google bei MUM in Zukunft also vorrangig um die passendste Information zu einer Fragestellung – nicht mehr nur um Dokumente, die das Thema behandeln und dies in der Sprache der User. Damit soll MUM auch die Basis dafür bilden, dass künftig Informationen aus anderen Sprachen übersetzt und in der eigenen Sprache zugänglich gemacht werden.

Damit geht Google einen großen Schritt in Richtung auf die Erreichung der Unternehmensmission, die wie folgt lautet: „Die Informationen dieser Welt organisieren und allgemein zugänglich und nutzbar machen.“

Die MUM-KI soll über die kommenden Monate und Jahre in Google Features ausgerollt werden. Es ist ein iterativer Prozess, bei dem Google auch verstärkt auf den Einfluss eventueller Verzerrungen oder Einseitigkeiten achten will.

google-direct-answer-teaserUnsere Mission: Die Informationen dieser Welt organisieren und allgemein zugänglich und nutzbar machen. Google-Unternehmensmotto, Quelle

 

Diesen Vorteil bringt Google MUM für Webmaster & SEOs

Unser Chief SEO Consultant Marcus Pentzek hat sich Gedanken zur Website-Optimierung in einer MUM-Welt gemacht – und beruhigt: „Zunächst einmal sollte sich für Content SEOs nichts ändern“, sagt er. MUM schaffe für Google neue Optionen, Inhalte noch besser zu verstehen als bislang. Und die Aufgabe von guten SEOs, zu versuchen, die bestmöglichen Inhalte mit bestmöglicher User Experience auf der eigenen Website zu publizieren, würde sich dadurch ja nicht ändern.

Schon BERT verhalf Google 2019 dazu, Suchanfragen besser zu verstehen – im Umkehrschluss also besser zur Suchanfrage passende Inhalte in den Suchergebnissen zu listen.

Deshalb bleibe für SEOs alles beim Alten – zumindest für SEOs, die sich darauf konzentriert haben, gut formulierte, passende Inhalte in Wort, Bild, Video und Ton zu gestalten, die der Zielgruppe dabei helfen, Suchanfragen bzw. Problemstellungen zu lösen.

Im Hinblick auf die 75 Sprachen, mit denen Google seine MUM-KI trainiert hat, sowie für das bessere Verständnis von Audio oder Videos ergibt sich für unseren Chief Consultant Marcus ein gewaltiger Vorteil – und ein Nachteil:

Der Vorteil: „SEOs können davon profitieren, dass bislang nicht berücksichtigte Medien wie Videos, Bilder oder Podcasts stärker von Google beachtet werden. Und eine Website kann auch für Suchergebnisse in Sprachen angezeigt werden, in denen sie nicht verfasst wurde.“ Der Grund könne für Marcus darin liegen, dass es in der Such-Sprache vielleicht nicht die Top-Antwort gibt und Google daher das anderssprachige Suchergebnis als Referenz erkennt, übersetzt und anzeigt.

marcus-pentzek-foto.1024x1024„SEOs können davon profitieren, dass bislang nicht berücksichtigte Medien wie Videos, Bilder oder Podcasts stärker von Google beachtet werden. Und eine Website kann auch für Suchergebnisse in Sprachen angezeigt werden, in denen sie nicht verfasst wurde.“ Marcus Pentzek, Chief SEO Consultant Searchmetrics

Deutlich mehr Konkurrenz in Search

Gleichzeitig liegt in der Entwicklung von MUM, Content auch in anderen Sprachindizes anzuzeigen, wenn deren Qualität überdurchschnittlich ist, sowie in der besseren Verarbeitung von Audio & Video auch ein gewaltiger Nachteil – nämlich eine deutliche Zunahme der Konkurrenz: „Wir werden unseren Content in Zukunft mit viel mehr multimedialen Informationen in diversen Sprachen messen lassen müssen – und somit auf einen Schlag deutlich mehr Konkurrenz haben als bislang“, schätzt Marcus.

Wenn Google durch die MUM-KI ein besseres Sprach- und Informationsverständnis erhält, wird die Suchmaschine auch versuchen, mehr Fragen selbst zu beantworten – sei es durch eine Direct Answer, die auf Google-eigenen Datenquellen basiert, oder durch ein Featured Snippet. „Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Google diese Antworten auch weiterhin mit einer Quelle versehen wird, die man besuchen kann, wenn man weitere Informationen als die in der SERP dargestellten sucht“, so Marcus. „Wenn die Antwort auf die Frage nicht ganz einfach ist, kenne ich bislang kaum ein Rezept, Liste etc., die so erschöpfend im Featured Snippet dargestellt wurde, dass ich nicht mehr die Originalquelle besuche.“

Was bedeutet MUM für User?

Die MUM-KI wird für User den Vorteil haben, dass sie nicht mehr nur vermutlich passende Antworten bekommen, die vielleicht zur Suchintention passen – sondern auch Antworten, in denen die von uns verwendeten Begriffe nicht einmal mehr vorkommen, weil Google eine viel bessere Kontextualisierung der Suchintention vornehmen kann.

Dies kann eine deutliche Weiterentwicklung zu dem Google Hummingbird Update aus dem Jahr 2013 darstellen. Damals lautete das Google-Beispiel so:

  • Suchanfrage: Wann wurde Albert Einstein geboren
  • Google zeigt dazu eine passende SERP.
  • Weitere Suchanfrage: Wie hieß seine Frau?
  • Google würde diese Frage richtig beantworten, ohne dass „Albert Einstein“ in der Frage vorkam – weil Google erkennt, dass sich die Suchanfrage auf das Subjekt der vorherigen Frage bezieht.

Ein Suchdialog zwischen User und Google auf Basis der MUM-KI würde also den Beginn von echten Gesprächen darstellen. So könnte vielleicht in Zukunft folgender Dialog mit Google stattfinden:

  • Ich: Wann wurde Thomas Müller geboren?
  • Google: Welchen Thomas Müller meinst du?
  • Ich: Keine Ahnung, kannst du mir Bilder zeigen?
  • Google: hier sind Bilder von drei verschiedenen Thomas Müller
  • Ich: ich meine den Mittleren
  • Google: den Fußballer?
  • Ich: Ja
  • Google: Thomas Müller, der deutsche Fußballer wurde am 13.9.1989 geboren, sagt Wikipedia
  • Ich: Danke. Was hat er denn Besonderes geleistet?
  • Google: Viele bewunderten sein Tor im Jahr … gegen ….
  • Ich: das würde ich gerne sehen
  • Google: Ich habe dieses Video auf Youtube gefunden. Soll ich direkt an die Stelle des Torschusses vorspulen?
  • Ich: Ja bitte
  • Google öffnet das Youtube-Video und startet bei Minute 77:30
  • Ich: genau so ein ähnliches Tor wurde doch auch von einem Engländer geschossen
  • Google: …. von …. hatte 2010 ein ähnliches Tor gegen ….

Fazit

MUM ist ein erster Schritt in Richtung eines Dialogs zwischen der Suchmaschine und den Usern. Im erdachten Dialog finden nun Websites wenig Platz – aber das ist ja nur eines von vielen möglichen Szenarien, die sich je nach Suchanfrage bzw. Suchintention unterscheiden. Wenn nach einem Online Shop für ein konkretes Produkt mit überwiegend positiven Bewertungen, kostenfreiem Versand, Abholung in einer bestimmten Stadt oder Bitcoin als Zahlungsmöglichkeit gesucht wird, dann wird Google auch Websites als Ergebnisse anbieten.

Google verändert sich mit MUM weiter von einer Such- hin zu einer Antwortmaschine. Dazu dient das verbesserte KI-Verständnis von Content-Typen jenseits von Schriftsprache, also Bilder, Videos, Podcasts etc. Zudem ist das Verständnis von 75 Sprachen beeindruckend mit dem Ziel, sprach- und medienübergreifend für Nutzer die beste Antwort zu geben.

Für Webmaster und SEOs bedeutet MUM zunächst keine Veränderung. Dies gilt zumindest für alle, die hochwertigen Content und eine perfekte User Experience zum Ziel haben. Durch die Ausweitung des Verständnisses von Suchergebnissen in unterschiedlichen Medien und Sprachen wächst der potenzielle Adressatenkreis für ein Web-Angebot – genauso wie die Konkurrenz.

Allerdings sollte man vom Rollout keine Wunder erwarten. Google zeichnet in der Beschreibung von MUM eine langfristige Perspektive von Jahren und hatte einen konversationalen Suchdialog zwischen User und Google bereits 2013 mit Hummingbird vorgestellt – zumindest theoretisch. Das Ziel von Google, die Informationen der Welt zu organisieren und den Usern das beste Suchergebnis anzubieten, bleibt bestehen. Und die Umsetzung bleibt weiter spannend zu beobachten.