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Voice Search im SEO-Check: Liest Google Home immer das erste Suchergebnis vor?

Mit dem Erscheinen von Google Home auf dem deutschen Markt dürfte Voice Search hierzulande einen kräftigen Schub erhalten. In dieser Analyse wollen wir den digitalen Sprachassistenten testen – und uns anschauen, welches Suchergebnis Google Home vorliest und warum. Denn die Frage, wie Unternehmen ihre Websites für Voice Search optimieren können, wird immer wichtiger – schon jetzt sind mehr als 20 Prozent der Suchanfragen sprachbasiert.

Google Home 550x700

War der Sprachassistent Google Home seit November 2016 in Englisch erhältlich, beherrscht er seit dem 8. August 2017 auch die deutsche Sprache. Bereits im Mai 2016 gab Google-CEO Sundar Pichai an, dass 20 Prozent der Suchanfragen als Voice Search ausgeführt würden – Tendenz steigend. Laut einer Schätzung des US-Statistikunternehmens Comscore wird im Jahr 2020 jede zweite Suchanfrage sprachbasiert sein. Ob Voice Search eine Chance oder Gefahr bedeutet, haben wir Online-Experten gefragt – hier sind ihre Antworten:

Online-Experten-Umfrage zu Google Home und Voice Search

Was ist Voice Search?

Voice Search ist die sprachbasierte Suchfunktion mit Assistenten wie Siri von Apple, Cortana von Microsoft und Google Now auf digitalen Geräten, eine Suche durchzuführen. Inzwischen ist die Anzahl der Funktionen deutlich erweitert. Mit Amazon Echo und Google Home sind zwei digitale Assistenten als Standalone-Geräte erhältlich, die zudem Smart-Home-Funktionen beherrschen.

Was Google Home kann

Google entwickelt bereits seit einigen Jahren Lösungen für die “Conversational Search” und forscht an datengetriebenen Lösungen mit Hilfe von Machine-Learning-Technologien – der Rollout von RankBrain für die Beantwortung von erstmals gestellten Suchanfragen ist ein Beispiel. Insofern ist für diese Analyse spannend, welche Antworten Google Home auf eine Voice Search vorliest: Werden Featured Snippets besonders bevorzugt via Voice Search vorgelesen? Und auf welche Antworten gibt es (noch) keine Antworten?

Suchergebnisse mit einer Direct Answer

Bei Suchanfragen, die in den Ergebnissen am Desktop oder am Mobilgerät eine Direct Answer triggern, sind die Antworten von Google Home recht ähnlich. Dies bedeutet: Wenn ein solches Featured Snippet in den organischen Suchergebnissen vorhanden ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch Google Home dieses Ergebnis vorliest. Dies betrifft  Suchanfragen wie “Sind Spinnen Insekten?”, “Wo leben Pinguine?”, “Wie baue ich ein Hochbeet?”, oder “Warum wurde die Berliner Mauer gebaut?”. Sinnvoll ist dies nicht immer, wenn wir uns etwa das Snippet zur letztgenannten Suchanfrage anschauen, das genau so vorgelesen wird:

Direct Answer - Featured Snippet - Suchanfrage "Warum wurde die Berliner Mauer gebaut?"

Während man am Desktop weitere Ergebnisse aufrufen kann, lässt Google Home den Nutzer etwas ratlos zurück. Dies gilt auch für Rezept-Anfragen, etwa “Wie macht man ein Omelett?” oder “Wie macht man ein Bauernfrühstück?”. Aus Nutzersicht befriedigende Ergebnisse erzielt Google Home als nur, wenn das Direct-Answer-Snippet qualitativ hochwertig ist. Allerdings bedeutet dies auch für ein Online-Business: Je besser Google Home die Ergebnisse bereits beantworten kann, desto weniger Motivation verbleibt für den Nutzer, tiefergehende Informationen zu suchen und tatsächlich Websites zu besuchen.

Manchmal wählte Google Home allerdings eine andere Quelle als die vorhandene Direct Answer für die Beantwortung von Suchanfragen. Dies ist uns etwa bei den Suchanfragen für “Was ist Brexit?”, “Was sind die 7 Weltwunder?” oder auch “Was bedeutet LOL” aufgefallen – in diesen Fällen wurde statt der Website, die im Direct-Answer-Snippet enthalten ist, der Wikipedia-Beitrag als Quelle ausgewählt. Dabei rankt Wikipedia erst auf Position 5 für diese Suchanfrage:

Direct Answer - Featured Snippet - Google Home - Suchanfrage "Was bedeutet LOL?"

Häufiger scheint also Wikipedia für Google Home als “Fallback-Lösung” die bessere Quelle zu sein als die Direct-Answer-URL. Dies könnte an der besseren Strukturierung und Auszeichnung der Wikipedia-URLs liegen, bedarf aber noch tieferer Analysen. Bei einer Suchanfrage wurde übrigens weder das Suchergebnis in der Direct Answer, noch der Wikipedia-Eintrag vorgelesen. Die Anfrage “Wann ist Vollmond?” beantwortete Google Home statt mit mondkalender-online.de aus der Direct Answer mit einem Ausschnitt aus wann-ist.net auf Ranking-Position 5.

Direct Answer - Featured Snippet - Google Home - Suchanfrage "Wann ist Vollmond?"

Der Grund: Während mondkalender-online.de eine HTML-Tabelle verwendet, in der mehrere Werte wie Vollmond-, Schneemond- und Neumond-Daten enthalten sind, ist wann-ist.net deutlich einfacher mit einer strukturierten Liste aufgebaut, die ausschließlich die kommenden Vollmonde aufzählt:

Vergleich Direct Answer vs. Google Home für Suchanfrage "Wann ist Vollmond?"

Weitere Testfragen

Überzeugen konnte Google Home im Test bei einfachen Faktenfragen, die in den Suchergebnissen einen Information-Container triggern – also eine Antwortbox mit dem Fakt ohne Website-Link. Zu diesen Fragen gehören etwa: “Wann ist Ostern 2018?”, “Wer singt das Lied Blurred Lines” oder “Wie alt ist Angela Merkel?”:

Information Container - Featured Snippet - Suchanfrage "Wie alt ist Angela Merkel?"

Übrigens war das Topic Angela Merkel auch das einzige, bei dem wir eine Conversational Search initiieren konnten. Nach der Eingangsfrage beantwortete Google Home als aufbauende Fragen nach Ehemann oder Partei, ohne dass wir den Namen “Angela Merkel” wiederholen mussten.

Beeindruckt hat uns Google Home bei Übersetzungen. Fragt man das Gerät nach einem Begriff in Englisch, Französisch oder gar Portugiesisch, gab es die Übersetzung von Muttersprachlern vorgelesen. Ebenfalls funktioniert das Umrechnen von Entfernungen oder Währungen ganz gut – sofern man etwa die präzise Währungsbezeichnung nutzt. Ihr müsst das Gerät also mit “Schweizer Franken” und “Pfund Sterling” besprechen, sonst entschuldigt sich Google Home für sein Nicht-Wissen direkt bei Euch. Google Maps ist ebenfalls integriert, so wurde in unserem Test die Frage “Wo ist der nächste Döner?” auch noch mit dem Lieblings-Dönerladen des Marketing-Teams beantwortet. Zudem wird alle, die nicht so gern Kopfrechnen, freuen, dass Google Home ganz gut rechnen kann – außer Divisionsaufgaben. Auch hier erfolgt die Entschuldigung fürs Nicht-Wissen – also nix anderes als im Mathe-Unterricht.

Was Google Home nicht kann

“Entschuldigung, da kann ich nicht weiterhelfen” – dies ist eine der häufigsten Antworten, die Google Home uns im Test gab. So gab es keine Antworten auf vermeintlich einfache Fragen, etwa “Warum gähnt man?” oder “Welche Berge sieht man von München aus?”. Und obwohl Google Publisher und News-Integrationen vor allem auf Mobilgeräten pusht, konnte das Gerät uns keine News zu Trump oder der Türkei vorlesen.

Ebenfalls gibt es keine Antworten auf transaktionale Suchanfragen, wie etwa “Welches Kinderbett ist Testsieger?” oder “Wo kann ich Air Max am günstigsten kaufen?” Hier ist Amazon Echo durch die Anbindung an den Shop deutlich im Vorteil. Google ist hier im Nachteil; verdient das Unternehmen doch durch die Implementierung von mehreren Anzeigen als AdWords oder Google Shopping sein Geld. Vielleicht etabliert Google für die Voice Search irgendwann noch ein Marktplatz-Modell für die Voice Search, bei dem tatsächlich ein Anbieter mit dem günstigsten Preis vorgelesen wird.

Google Home

Fazit

  1. Die Entwicklung von Voice Search steckt noch in den Kinderschuhen, dürfte aber in der näheren Zukunft an Fahrt gewinnen.
  2. Google vertraut bei seiner Home-Lösung auf das eigene Machine-Learning-System, auf den eigenen Knowledge Graph und die Qualität der eigenen Suchergebnisse.
  3. Einfache Faktenfragen kann Google Home sehr gut beantworten.
  4. Wenn das Suchergebniss eine Direct Answer triggert, liest Google Home meist auch dieses Ergebnis vor. Die Qualität schwankt hierbei entsprechend des Direct-Answer-Snippets. In einigen Fällen las Google Home auch ein anderes Suchergebnis vor, als in der Antwortbox vorhanden war.
  5. Ebenso beherrscht das Gerät das Übersetzen, Umrechnen, Rechnen und hat Google Maps eingebunden.
  6. Überrascht hat uns dagegen, dass transaktionale Suchanfragen oder Fragen nach aktuellen Nachrichten (bisher) nicht beantwortet werden.

Drei SEO-Tipps zur Optimierung für Voice Search

  1. Unternehmen haben bisher vor allem für Suchanfragen am Desktop oder Smartphone optimiert. Hier lag der Fokus oftmals auf dem Shorttail-Bereich, der vor allem ein hohes Traffic-Aufkommen bietet. Bei der Voice Search sind die Suchanfragen viel länger – Nutzer wollen Antworten auf ganze, gesprochene Fragesätze. Entsprechend wichtig wird es auch künftig werden, optimierten Content für den Longtail-Bereich anzubieten.
  2. Zudem sollten die eigenen relevanten Keywords für Featured Snippets optimiert werden. Denn: Triggert die Suchanfrage eine Direct Answer, ist es wahrscheinlich, dass diese Antwort – inklusive Verweis auf die Quell-Website – auch von Google Home in der Voice Search vorgelesen wird. Dazu ist es sinnvoll, die Frage, die eine Direct Answer triggern soll, als Zwischenüberschrift im Text zu implementieren und entweder einen 40-50 Worte umfassenden Antworttext zu liefern oder eine strukturierte Liste anzubieten. Ihr findet im Searchmetrics Blog auch ein ausführliches Tutorial für die Direct-Answer-Optimierung.
  3. Ebenfalls wird Local SEO nicht nur am Smartphone, sondern auch durch Voice Search weiter zunehmen. Das Buchen von Kinokarten, die Suche nach einem Dienstleister oder nach dem nächsten Restaurant könnte mittels Conversational Search angenehm schnell zu lösen sein. Die Pflege des eigenen Business-Eintrags im Branchenverzeichnis Google My Business sowie die umfassende Auszeichnung der eigenen Website mittels Rich Snippets ist somit unerlässlich, um auch via Voice Search als relevantestes Ergebnis ausgewählt zu werden.