Servus. Ich heiße Marco Lauerwald und bin seit knapp über einem Jahr Head of Search bei der UNIQ GmbH. Da ich SEO tatsächlich erst seit einem Jahr mache, werde ich immer wieder gefragt, wie man eigentlich SEO wird oder wie man sich am besten Wissen in diesem Bereich aneignen kann. Als Einstieg in diese Thematik soll dieser Artikel dienen.
Gerne würde ich auf die Frage “Wie wird man SEO” sowas antworten wie: Da gibt es ein Bachelor Studium oder eine anerkannte IHK Ausbildung. Nein, gibt es alles (noch) nicht. Klar, manche Marketing-Studiengänge haben schon Module zum Thema SEO. Auch kann ein Journalismus- oder IT-Studium hilfreich sein, um in die Thematik einzusteigen. Aber ein voll fokussiertes SEO Studium gibt es meines Wissens aktuell nicht.
Dazu kommt, dass sich im Bereich SEO zuletzt sehr viel entwickelt hat – und dieser Trend nimmt sogar stetig an Fahrt auf. Es gibt mittlerweile viele Überlappungen zu anderen Disziplinen (Content Marketing, Strategie, Produkt etc.) – SEO wird also immer komplexer. Dabei bleibt der technische Teil (Seitenarchitektur, Interne Verlinkung, Statuscodes, Audits etc.), weiterhin jedoch sehr wichtig.
Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Suchmaschinenoptimierung
Ziemlich nah dran an einem “SEO-Studiengang” ist die Akademie für Fortbildung in Suchmaschinen (afs). Hier dauert die berufsbegleitende Ausbildung sechs Monate. Am Ende bekommt man für sein erlerntes Wissen ein Zertifikat.
Ähnliche Fort- und Weiterbildungen gibt es wie Sand am Meer. Selbst die IHK zertifiziert mittlerweile zum SEO-/SEA-Manager/in (IHK). Ich habe keinen dieser Zertifikatslehrgänge gemacht und kann daher die Qualität nicht beurteilen. Allerdings haben solche Schulungen natürlich den Nachteil, dass sie einen Haufen Geld kosten. Ob es das wert ist? Das muss jemand entscheiden, der solch eine Fortbildung genossen hat. Ich möchte euch heute in diesem Artikel meinen fast kostenlosen Weg zum SEO Manager erklären.
Zuerst: Ziemlich viel Bla Bla über mich
(Diesen Absatz könnt ihr gerne überspringen ?)
Mich schauen Kollegen aus der SEO-Branche immer ungläubig an, wenn ich erzähle, dass ich erst seit Juni 2016 überhaupt SEO mache und vorher davon höchstens Kenntnis genommen hatte. Denn eigentlich komme ich von der anderen „Schreibtischseite“.
Als ausgebildeter Journalist (Bachelorstudium) habe ich jahrelang als freier Mitarbeiter für verschiedene Lokalredaktionen gearbeitet. Nach der Uni bin ich dann in ein Unternehmen gewechselt und habe dort als Digital Marketing Manager den Bereich SEA und Performance aufgebaut.
Mein ganzes Fachwissen in diesen Disziplinen hatte ich mir im Selbststudium beigebracht. Soviel, dass es für alle Google und Bing SEA Zertifizierungen locker reichte. In meiner Position hatte ich dann meine ersten Berührungspunkte mit SEO. Logisch, ich habe dem unternehmenseigenen SEO Manager ja auch den Traffic „geklaut“.
Nach knapp sechs Jahren in dem Unternehmen war es dann Zeit für eine Veränderung. Ich wollte mich wieder mehr um echten Content kümmern. Als Journalist habe ich irgendwie einen Faible für gute Inhalte. Passend dazu bekam ich die Chance das SEO Team der UNIQ GmbH aufzubauen. Ohne zu zögern habe ich das Angebot angenommen, denn Resorts aufzubauen, in denen ich (noch) kein Experte bin, hat ja schon bei meinem alten Arbeitsgeber wunderbar geklappt. Zudem gibt es viele Parallelen zwischen SEA und SEO. Dennoch stand ich vor der Herausforderung, in super kurzer Zeit super viel Wissen aufzubauen. Wie ich das gemacht habe, will ich euch heute erzählen.
1. Konferenzen besuchen
Der Startpunkt für mich war damals der Searchmetrics Summit 2016 in München. Auf dieser Konferenz habe ich alle Informationen der Speaker regelrecht aufgesaugt.
Beeindruckt hat mich vor allem der Vortrag von Thomas Hefke und Hendrik Nölle von Springlane. Unter dem Titel: „Die 10X Content Maschine: Wie wir mit effizientem Content Marketing in einem Jahr von 50 auf 500k Visits/Monat gewachsen sind.“ haben die beiden Jungs unglaublich inspirierende Insights gegeben. Das war für mich einer dieser Das-Will-Und-Schaffe-Ich-Auch-Momente.
Spannend an dieser Konferenz fand ich vor allem, dass die Speaker sich nicht nur auf die Brust geklopft haben, sondern auch von ihren Fehlern erzählten. In meiner Zeit als SEO habe ich zudem den SEO Day, die SEO Campixx und die SMX München besucht. Ich kann jedem nur empfehlen, mindestens einmal im Jahr an einer Konferenz teilzunehmen. Der Input, den man hier in kurzer Zeit bekommt, ist einfach jeden Cent des Tickets wert – gerade dann, wenn man sich in viele Themen neu einarbeitet.
2. Ein Netzwerk aufbauen
Konferenzen kann man sehr gut dazu nutzen, um mit Leuten in Kontakt zu kommen, die von bestimmten Themen mehr Ahnung haben als man selbst. Geht einfach auf die Speaker zu und stellt ihnen Fragen. Ich habe bisher keinen erlebt, der unfreundlich oder abweisend war.
Zudem ist es eine gute Idee, beim Essen oder bei anderen Gelegenheiten Gespräche mit verschiedenen Teilnehmern zu suchen. In diesem Austausch lernt man einfach unglaublich viel. Erstaunlich fand ich es, wie offen alle mit ihren gemachten Fehlern umgegangen sind. An dieser Stelle würde ich gerne ein Lob an die SEO Szene aussprechen.
Auf dem Searchmetrics Summit habe ich zum Beispiel Thomas Hefke angesprochen. Wir haben uns nett unterhalten und noch heute tauschen wir uns regelmäßig über unsere Fortschritte aus. Als ich 2017 auf dem Searchmetrics Summit in Berlin war, war es schon fast wie ein Klassentreffen, bei dem man sich wiedersieht und darüber quatscht wie es einem ergangen ist. Für mich ist ein gutes, kompetentes Netzwerk der Schlüssel, um in der Suchmaschinenoptimierung erfolgreich zu sein.
3. Facebook Feed optimieren
Neben einem persönlichen Netzwerk fand ich es wichtig, Leuten zu folgend, die ich persönlich (noch) nicht kenne. Da ich ehrlich gesagt kein großer Freund von Twitter bin, habe ich meinen Facebook Feed optimiert. Zunächst habe ich meine Freundesliste aussortiert. Dann habe ich wochenlang alle Markiere-Deine-Freunde-Seiten dauerhaft ausgeblendet. Somit hatte ich eine cleane, aber auch langweile Timeline.
Deshalb habe ich mir anschließend alle möglichen „SEOs to follow“ Artikel angeschaut und diese Personen, Agenturen und Blogs in meinen Newsfeed eingetragen. Zusätzlich habe ich mir Speaker-Listen von relevanten Konferenzen angeschaut und auch diese Leute hinzugefügt. Nachdem ich dann den ein oder anderen auch wieder rausgeworfen hatte, blieb ein SEO Newsfeed übrig.
Jeder sollte für sich selbst entscheiden, in wie weit er Facebook privat oder geschäftlich nutzen will. Ich persönlich habe aber gemerkt, dass vor der Optimierung kaum brauchbare Inhalte in meinem News Feed waren. Jetzt, nach der Optimierung, bekomme ich auf einen Blick viele Themen angezeigt, die mich wirklich interessieren.
4. Feed Reader nutzen
Denjenigen unter euch, die soziale Medien doch eher für (echte) Freunde nutzen, empfehle ich, einen Feed Reader zu nutzen. Hier gibt es sicher 1.000 verschiedene Tools. Ich habe mich für Feedly entschieden. In dem Reader kann man super einfach neue RSS Feeds integrieren.
Wo finde ich SEO Blogs? Dafür eignen sich wiederum die „SEOs to follow“ Artikel oder einfach eine Google Suche nach „SEO Blogs“. Mein Feedly sieht aktuell so aus:
5. Den Arbeitsweg effizient gestalten
Ich bin Pendler. Am Tag sitze ich ca. anderthalbstunden im Auto, um zur Arbeit und nach Hause zu kommen. Genug ungenützte Zeit, wenn wir ehrlich sind. Radio hören nervt und Handy nutzen ist gefährlich und zu Recht verboten.
Podcasts – Geballte Infos für unterwegs
Ich habe relativ schnell das Medium „Podcasts“ für mich entdeckt. In der SEO Szene gibt es echt richtig gute Podcasts, die meinen Weg zur Arbeit begleiten. Erwähnen möchte ich hier den “Wayne” Podcast von Marco Janck und den “SEO House Podcast” von und mit Jens Fauldrath. Gefühlt gibt es zu jedem Thema aktuell einen guten Podcast.
Ich empfehle an dieser Stelle, auch mal in andere Richtungen zu schauen. Ich freue mich zum Beispiel regelmäßig auf den “OMR Podcast” mit Philipp Westermeyer, weil ich jedes Mal unglaublich viel von den Erfahrungen der Marketing Rockstars mitnehmen kann. Als App nutze ich übrigens Pocket Casts für Android.
6. Fachliteratur und Magazine
Asche auf mein Haupt: Ich habe erst ein einziges SEO Fachbuch gelesen. Und das auch nur, weil ich den Autor kennengelernt habe, wir uns regelmäßig über SEO Themen austauschen und es tatsächlich thematisch für meine Branche passt. Es handelt sich dabei um „Suchmaschinenoptimierung für Wellnesshotels“ von Andreas Mast und Sven Haselböck.
Vielleicht müsste ich mehr Bücher lesen, aber irgendwie bin ich nicht so der Freund vom Medium „Buch“. Trotzdem gibt es aber unglaublich viel Fachliteratur auf dem Markt. Durch Gespräche mit anderen SEOs kann ich ungelesen die Standardwerke von Sebastian Erlhofer oder Dominik Wojcik und Stephan Czych empfehlen.
Ich lese zwar keine Bücher, aber dafür Magazine. Ein Must-Read ist die Websiteboosting. Dieses Magazin könnte echt nur dadurch besser gemacht werden, dass es sie als Online PDF gibt. Schaut einfach mal rein. Hier bekommt ihr regelmäßig super nützliche Tipps und Tricks aus allen relevanten Bereichen des Online Marketings.
Viel Wissen kann man zudem aus Studien von Toolanbietern ziehen. Searchmetrics stellt zum Beispiel in der Knowledge Base viele Whitepaper, Analysen und Studien zum kostenlosen Download bereit.
7. Learning by Doing
Wenn man die ersten sechs Punkte durchlaufen hat, hat man sich irgendwann ein solides theoretisches Fachwissen aufgebaut. Solange man aber nicht einmal selbst die Google Search Console aufgemacht hat oder eine Software wie Searchmetrics bedient, bringt einem das nicht sonderlich viel.
Richtig was lernen wird man erst dann, wenn man anfängt und ausprobiert. In der täglichen Arbeit wird man immer wieder auf Probleme und Herausforderungen treffen. Dafür ist es dann wichtig Quellen und ein Netzwerk zu haben, um Lösungen zu finden.
Scheut euch nicht davor, eure Kontakte mal anzuschreiben, um etwas zu fragen. Ich habe damit bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Andersherum solltet ihr aber auch ein Ohr für eure Kollegen haben und euer eigenes Wissen an sie weitergeben. Eine Hand wäscht die andere.
Hilfreich ist meiner Meinung nach auch oft das Webmaster-Zentrale Hilfeforum. Über die Suchfunktion findet man häufig ähnliche Fragenstellungen, zu denen, die man selbst gerade im Kopf hat. Und falls nicht, scheut euch nicht davor, hier einfach selbst mal ein Thread mit eurer Frage zu erstellen. Hilfreiche Antworten lassen eigentlich nicht lange auf sich warten.
8. Lehren, um zu lernen
Ich persönlich lerne immer am meisten, wenn ich versuche anderen Menschen etwas beizubringen. Alleine schon in der Vorbereitung auf eine Schulung beschäftigt man sich automatisch viel intensiver mit einem bestimmten Thema. In unserem SEO Team bei UNIQ werden regelmäßig Schulungen von allen Teammitgliedern angeboten. Von diesem Wissenstransfer profitieren alle.
Mein Wissen und meine Erfahrung aus der Praxis habe ich mittlerweile auf zwei Fachkonferenzen mit anderen aus der Branche geteilt. Mein Debut auf einer großen Bühne durfte ich beim Searchmetrics Summit 2017 in Berlin geben. Hier habe ich erklärt, wie wir bei Urlaubsguru.de mit einer Reduktion von irrelevantem Content unsere SEO Performance enorm steigern konnten.
Danach habe ich in einer kleinen Session auf der SEO Campixx über 10 Learnings gesprochen, die ich in einem Jahr als SEO Manager lernen durfte und musste. Das Schöne an der Position eines Speakers ist, dass man sich nochmal intensiv mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen muss und nach seinem Vortrag oft andere Blickwinkel und Ideen vom Publikum bekommt. Solch ein Austausch ist einfach Gold wert.
Ich finde es außerdem wichtig, der Community etwas zurückzugeben. Wie bereits erwähnt, habe ich viel von anderen Menschen lernen dürfen und möchte deshalb mein Wissen auch gerne mit anderen teilen. Wie schon gesagt: Eine Hand wäscht die andere.
Fazit – Zusammenhänge und Prozesse verstehen
SEO bin ich jetzt seit über einem Jahr und muss sagen: Ich bereue diesen Schritt keine Sekunde. Der Aufwand, den ich betreiben musste, um mich in dieses Thema einzuarbeiten, hat sich mehr als gelohnt. Sicherlich gibt es viele andere Wege SEO zu werden, jedoch habe ich mich für den beschriebenen entschieden und bin damit gut gefahren.
Ich kann jedem, der ein neues Themengebiet für sich entdecken will, nur raten einfach 120 Prozent zu geben und alles zu hinterfragen. Neugier ist die wichtigste Eigenschaft. Ich habe und werde mich nie damit zufrieden geben etwas „nur zu wissen“. Ich möchte vielmehr die Zusammenhänge und Prozesse verstehen.
Mit dieser Einstellung habe ich relativ schnell verstanden wie SEO funktioniert und worauf es wirklich ankommt. Ein Beweis dafür kann ich mit einem kleinen Augenzwinkern zeigen:
:-)