Neues SERP Feature, neuer EU-Ärger für Google? Nach dem Konflikt um Google Shopping will die EU nach einer Beschwerde von 23 Stellenbörsen nun auch untersuchen, ob Google Jobs einen Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung darstellt. Wir haben die Verlierer & Gewinner der Job-Portale in Deutschland untersucht – das sind die wichtigsten Zahlen und Analysen für die Online-Jobanzeigen.
23 Stellenbörsen legen EU-Beschwerde gegen Google Jobs ein
In Deutschland ist Google Jobs erst seit Mai 2019 am Start – und nur kurze Zeit später hagelt es Kritik an dem SERP Feature, das großflächig bei jobbezogenen Suchanfragen auf den Suchergebnisseiten ausgerollt worden war:
Mitte August 2019 beschwerten sich 23 europäische Stellenbörsen in einem Brief an die EU-Wettbewerbskommissarin Margerethe Vestager, dass Google mit Google Jobs „unfaire Praktiken“ vornehme. Die Unternehmen bezeichnen dies als Ausnutzung der Marktmacht; Google versuche, die Nutzer im eigenen Universum zu halten, ohne dass dabei die üblichen Marketing-Ausgaben für Job-Anzeigen fällig werden. Vestager hat als Reaktion nun angekündigt, Google Jobs genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ob sich die Debatte um Google Shopping nun auch bei Google Jobs wiederholt? Im Jahr 2017 verhängte die EU gegen Google wegen Missbrauchs seiner Marktmacht bei Google Shopping ein Bußgeld in Höhe von 2,4 Milliarden Euro und verdonnerte den Konzern, Änderungen vorzunehmen, damit die Produktvergleichsseiten einen besseren Zugang zum Online-Suchmaschinenmarkt bekämen. Unsere Analyse „Google Shopping 2018“ hat gezeigt, dass nun zwar europaweit mehr Wettbewerb herrscht, doch ein Fragezeichen hinter der Qualität des Wettbewerbs zu setzen ist.
Datenbasis für die Untersuchung
Für die folgende Analyse wurden alle Keywords mit einer Google-Jobs-Integration im deutschen Google-Index für Desktop-Ergebnisse ermittelt. Datengrundlage ist die Searchmetrics Research Cloud mit Hunderttausenden von Keywords, die Basis für die Analyse der SEO Visibility und SERP Features darstellt. Das SERP Feature „Google Jobs“ wird aktuell bei rund 0,4 Prozent aller Research-Cloud-Keywords ausgespielt.
Google Jobs Gewinner: Wer rankt im Job-Widget am häufigsten?
Für die folgende Analyse haben wir uns angeschaut, welche Stellenbörsen am häufigsten im sichtbaren Bereich des Google-Jobs-Widgets zu finden sind. Deshalb wurden die Top3-Platzierungen im Widget in dieser Analyse untersucht.
Xing taucht demnach am häufigsten bei Google Jobs auf. Rund 21 Prozent der Platzierungen im sichtbaren Bereich einer Google-Jobs-Integration gehen auf das Konto des deutschen Karriere-Netzwerks. Danach folgt stellenanzeigen.de, die auf knapp neun Prozent der sichtbaren Jobs-Platzierungen kommen. Der dritte Platz geht an LinkedIn mit 7,6 Prozent, danach folgen Monster mit 5,4 Prozent sowie das Azubi-Portal AUBI-Plus mit 3 Prozent.
Wie wir gleich noch anhand der organischen Rankings sehen werden, gehören Xing und LinkedIn damit zu den größten Gewinnern der Einführung von Google Jobs. Beide Job-Netzwerke sind nun sehr prominent im Jobs-Widget gelistet, während ihr Anteil an den organischen Top-Ergebnissen deutlich niedriger ausfällt.
Google Jobs Verlierer: Wer hat jetzt weniger Traffic?
Einige Stellenbörsen haben eine Zusammenarbeit mit Google Jobs grundsätzlich verweigert, indem sie ihre Job-Anzeigen nicht mit dem Markup versehen, das Google für das einfache Crawling von Job-Anzeigen vorgeschlagen hat; dazu gehört etwa die Springer-Tochter Stepstone.
Für diese Analyse nehmen wir an, dass die Domains, die vor der Einführung von Google Jobs auf den ersten drei organischen Positionen rankten, am meisten vom Google Job-Widget betroffen sind. Grund ist, dass die URLs auf den Positionen 1 bis 3 mehr als die Hälfte aller verfügbaren Klicks bekommen – und diese URLs nun durch den Google-Jobs-Kasten über den organischen Ergebnissen die meisten Einbußen verzeichnen. Dabei muss mit einbezogen werden, welche Jobbörsen bei Google Jobs mitmachen – und welche nicht.
Während stellenanzeigen.de, monster.de, azubiyo.de und ausbildung.de auch in den Top10-Stellenbörsen mit Google-Jobs-Platzierung zu finden sind, sind die fünf Domains mit den meisten organischen Top3-Platzierungen im Job-Widget nicht zu finden:
Stellenbörse | Anteil in organischen Top3-Platzierungen | In den Top10 der Google-Jobs-Platzierungen? | Schema.org-Jobposting-Markup verbaut? |
indeed.com | 12,3% | Nein | Nein |
stepstone.de | 10,1% | Nein | Nein |
kimeta.de | 6,7% | Nein | Ja |
jobs.meinestadt.de | 6,4% | Nein | Ja |
ebay-kleinanzeigen.de | 4,6% | Nein | Nein |
monster.de | 3,4% | Ja | Ja |
stellenanzeigen.de | 3,4% | Ja | Ja |
azubiyo.de | 2,2% | Ja | Ja |
ausbildung.de | 1,9% | Ja | Ja |
jobbörse-stellenangebote.de | 1,4% | Nein | Nein |
Wie bereits notiert, dürften also vor allem Indeed und Stepstone, die für die organischen Top3-Platzierungen auf zweistellige prozentuale Marktanteile kommen, durch die Nicht-Präsenz im Job-Widget viel Traffic verloren haben. Diese beiden Stellenbörsen haben auch das von Google empfohlene schema.org-Markup für Jobpostings nicht implementiert. Ebenfalls gehören Websites wie kimeta.de oder jobs.meinestadt.de zu den Verlierern der Einführung von Google Jobs in Deutschland.
Ausblick
Es wird spannend sein, zu sehen, wie die EU auf die Beschwerde der 23 Stellenbörsen reagieren wird. Google hatte die Einführung von Google Jobs in Deutschland mit einer Neuerung begleitet, die es in vielen anderen Ländern nicht gibt: Oberhalb des Widgets gibt es die Leiste „Stellenangebote suchen bei“; hier werden die organischen Top5-Rankings als Schaltfläche angezeigt, in unserer Stichprobe genau in der rankenden Reihenfolge:
Dies ist sicher auch ein Learning von Google aus den Erfahrungen mit Google Shopping. Auch dort wurde nach langem Streit mit der EU und Comparison Services eine ähnliche Box mit zusätzlichen Websites eingebaut.
Allerdings ist einer der Beschwerdepunkte definitiv nicht von der Hand zu weisen: Die Unternehmen beklagen, dass Google versuche, die Nutzer im eigenen Universum zu halten, ohne dass dabei die üblichen Marketing-Ausgaben für Job-Anzeigen fällig würden. Hier kann man feststellen: Im Unterschied zu Google Shopping, wo Nutzer bei Klick auf die (bezahlte) Anzeige direkt auf den Shop gelangten, öffnet sich für Nutzer bei Klick auf eine Job-Anzeige im Widget eine Detailseite mit der Job-Beschreibung und weiteren Stellenanzeigen – weiterhin bei Google. Erst, wenn sich ein Nutzer bewerben möchte, wird eine externe Job-Website geöffnet.
Wenn ihr mehr über SERP-Feature-Integrationen in den Suchergebnissen erfahren möchtet, dann könnt ihr euch die neusten Daten in unserem SERP-Features-Checker ansehen: