Seit 9. Juli macht Google ernst: Die Ladezeit von URLs ist nun einer der Ranking-Faktoren für die Ermittlung der Suchergebnisse auf Mobilgeräten. Seiten, die also nur langsam auf Mobilgeräten laden, müssen damit rechnen, mobile Rankings an Websites zu verlieren, die schnell laden und damit eine bessere User Experience bieten. Alle Hintergründe sowie Insights zur Ladezeit in den deutschen Google-Suchergebnissen sowie zur Verbreitung von AMP-Websites gibt’s in diesem Beitrag.
Google, das „Speed Update“ und die Mission “Mobiles Web”
Es passiert selten, dass Google ein Update am Suchalgorithmus im Vorfeld ankündigt. Im Mobilbereich aber operiert Google etwas offener. Nach der Ankündigung des „Mobilegeddon“-Updates, also der geforderten Mobilfreundlichkeit von Websites für mobile Top-Rankings – erklärte Google im Januar 2018, dass ab Juli die Ladezeit mobiler URLs als Ranking-Faktor für die Berechnung des Suchalgorithmus mit einbezogen wird.
Am 9. Juli 2018 war es dann soweit. Google erklärte, dass das Speed Update jetzt für alle Nutzer ausgerollt wird:
The Speed Update, which enables page speed in mobile search ranking?, is now rolling out for all users!
More details on Webmaster Central ? https://t.co/fF40GJZik0
— Google Webmasters (@googlewmc) 9. Juli 2018
Wie schon bei „Mobilegeddon“ (der Name lässt allerdings Ranking-Turbulenzen mutmaßen, die so nicht eingetroffen sind) oder der Ankündigung des Mobile-First-Index dürfte hinter diesem Google Speed Update der Wunsch stehen, das Web insgesamt mobilfreundlicher zu machen.
Natürlich fließt die Ladezeit auch schon bisher in die Google-Berechnungen mit ein. 2010 erklärte der Konzern, dass Ladezeit ein Ranking-Faktor darstellt – aber damals eben vor allem in Bezug auf den Desktop-Sitespeed und die Berechnung der Desktop Rankings. Allerdings betont Google auch, dass das „Speed Update“ nur Auswirkungen auf einen kleinen Anteil der Suchanfragen und auch nur auf die langsamsten Seiten haben soll. Ebenfalls stellt die Ladezeit „nur“ einen von mehreren hundert Ranking-Faktoren dar, die Google für die Berechnung der Rankings verwendet. Entsprechend könne auch eine langsame Seite hohe Rankings erzielen, wenn sie relevanteren Content als die Konkurrenz aufweist und damit die Nutzerintention, die Google als am relevantesten für die Suchanfrage bewertet, besser als die anderen Seiten erfüllen kann.
Die 5 wichtigsten Fakten zu mobilen Ladezeiten
Die Bewertung des Sitespeeds für die mobilen Rankings begründet Google natürlich mit der steigenden Anzahl von Suchanfragen. Im Jahr 2015 sei die Zahl der mobilen Suchanfragen erstmals höher gewesen als am Desktop – diese Tendenz dürfte sich in den vergangenen Jahren weiter manifestiert haben. Weitere Zahlen von Google:
- 53% der Nutzer brechen ab, wenn die Ladezeit mehr als 3 Sekunden beträgt.
- Die durchschnittliche Ladezeit einer Website auf Mobilgeräten beträgt 15 Sekunden. Das sind 7 Sekunden weniger als noch 2017.
- 70% der Websites brauchen länger als 5 Sekunden, bis der visuelle Content above the fold geladen worden ist.
- 53% der mobilen URLs sind größer als 2 MB.
- Die meisten Mobilseiten werden via 3G- oder 4G-Verbindung geladen.
Searchmetrics-Analyse I: So schnell lädt das mobile Web in Deutschland
Searchmetrics hat die steigende Bedeutung der mobilen Seitenladezeit zum Anlass genommen, um aktuelle Daten zu Pagespeed und AMP-Verbreitung in den Google-Suchergebnissen zu gewinnen. Dabei haben wir für die Untersuchung allgemeine Benchmark-Werte und Branchen-Analysen durchgeführt. Die Studie steht als kostenloses Whitepaper zum Download bereit:
Wie schnell – oder langsam – Webseiten auf Mobilgeräten laden, die Top-Positionen in den deutschen Google-Rankings innehaben, zeigt die folgende Grafik. Neben dem Benchmark-Durchschnittswert in der rechten Spalte haben wir diese Untersuchung ebenfalls nach unseren Branchen vorgenommen, für die wir bereits die Branchen Ranking-Faktoren sowie die Branchen-Studie Universal Search veröffentlicht haben.
Es zeigt sich, dass mobile Seiten, die auf den Positionen 1 bis 5 ranken, schneller laden als die, die sich auf den Positionen 6 bis 15 befinden. Während der branchenübergreifende Benchmark-Wert für die Top5-Seiten bei genau 3 Sekunden liegt – also noch genau in der Zeit, die Google immer als Benchmark angibt für eine erhöhte Absprungrate von Nutzern – benötigen die Seiten auf den Positionen 6 bis 15 über drei Sekunden Ladezeit.
Im Branchen-Vergleich laden topplatzierte Landingpages aus dem Gesundheitsbereich am schnellsten, gefolgt von Medien- und Reise-Websites. Mehr als 3 bzw. sogar 4 Sekunden benötigen die Top-URLs aus dem Branchen E-Commerce und Finanzen.
Kommt das Google Speed Update, müssen sich also insbesondere die langsameren URLs auf den Positionen 6 bis 15 auf eventuelle Ranking-Verluste einstellen.
Searchmetrics-Analyse II: So verbreitet ist AMP in den deutschen Suchergebnissen
Ebenfalls hat Searchmetrics für diese Analyse die Verbreitung von Accelerated Mobile Pages (AMP) in den mobilen Suchergebnissen von Google.de untersucht. Wurde das schnelle, reduzierte Framework anfangs nur von Publishern verwendet, setzen inzwischen immer mehr Websites aus allen Branchen auf AMP-Seiten.
So findet sich mindestens eine AMP-Integration bei 57% aller untersuchten Keywords auf der ersten Suchergebnisseite. Am häufigsten sind organische AMP-Integrationen, also klassische Suchergebnisse mit einem AMP-Blitz. Die zweithäufigste Form der AMP-Integration sind die Schlagzeilen; diese News mit AMP-Ergebnissen treten bei 20% der Keywords auf. Ein gemischtes News-Karussell gibt’s bei 12% der Keywords; ein reines Publisher-Karussell immerhin noch bei 6% der Keywords.
Spannend ist der Vergleich der AMP-Integrationen in den verschiedenen Branchen:
AMP kommt am häufigsten in der Medien-Branche vor (78% der Keywords), aber auch in der Finanz- und Gesundheitsbranche erscheinen AMP-Ergebnisse bei mehr als 50% der Google-Suchergebnisse. Am seltensten kommen AMP-Ergebnisse bei E-Commerce-Keywords vor. Hier sind es nur 38% der Suchergebnisse.
Fazit: The Need for Speed geht in eine neue Runde
- Mit dem Speed Update zeigt Google wieder einmal, wie wichtig der Konzern das mobile Web und die damit verbundene User Experience nimmt. Die mobile Seitenladezeit als offiziellen Ranking-Faktor einzuführen, ist nach dem „Mobilegeddon“-Update ein weiteres Druckmittel, um das mobile Web voranzubringen.
- Auch deutsche Website-Betreiber müssen hier ihre mobile Seiten-Versionen optimieren. Google will ein mobiles Web, bei dem die topplatzierten Landingpages in maximal drei Sekunden auch bei einer langsamen Internetverbindung geladen sind.
- Unsere Searchmetrics-Analyse hat gezeigt, dass nur die Branchen Gesundheit und Medien diese Anforderung erfüllen. Generell können Website-Betreiber vor allem dann vom Google Speed Update profitieren, wenn die eigene Seite etwa in den Top6 bis Top10 der Suchergebnispositionen gerankt ist und die Seite schneller lädt als die besser platzierte Konkurrenz – und dazu noch den relevantesten Content enthält.
- Eine Optimierung der eigenen Pagespeed Performance lässt sich auch über den Einsatz des AMP-Frameworks erreichen. Branchenübergreifend enthalten 57% der untersuchten Keywords mindestens ein AMP-Suchergebnis. Dies gilt in besonderem Maß für den Bereich Medien, die Vorreiter beim AMP-Einsatz waren, aber auch in hohem Maße für Finanz- und Gesundheitsergebnisse, bei denen AMP-Ergebnisse für mehr als die Hälfte der Keywords ausgespielt werden.