Pünktlich zum Jahresbeginn haben wir unsere erste Studie zu den mobilen Ranking-Faktoren veröffentlicht. Warum ist eine gesonderte Analyse dieses Sektors sinnvoll? Ganz einfach: Suchanfragen, die mit mobilen Geräten durchgeführt werden, resultieren im Vergleich zu Desktop-Queries in zunehmend unterschiedlichen Suchergebnissen. Das ist Fakt.
Hierbei spielen beispielsweise das Betriebssystem sowie ortsabhängige Faktoren eine Rolle. Viel wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass sich die Suchintention des Nutzers in Abhängigkeit von Ort, Gerät und Umstand oft unterscheidet. Google reagiert daher sinnvollerweise mit der Auslieferung individueller SERPs.
Unsere Studie “SEO Ranking-Faktoren und Rang-Korrelationen”, die wir 2014 bereits zum dritten Mal durchgeführt und veröffentlicht haben, dürfte mittlerweile Vielen ein Begriff sein. Hier analysieren wir jedes Jahr jene Faktoren, die besser rankende Seiten von URLs auf hinteren Suchergebnispositionen unterscheiden, sowie auch deren Ausprägung.
Starke Zunahme mobil durchgeführter Suchanfragen
Nun ist bereits seit einiger Zeit ein starker Anstieg der mobilen Internetnutzung und damit natürlich auch eine Zunahme der mobil durchgeführten Suchanfragen zu erkennen.
Diese Entwicklung haben wir zum Anlass genommen, erstmals eine gesonderte Studie zu Mobilen Ranking-Faktoren durchzuführen – und uns dabei auf die Unterschiede Mobile vs. Desktop konzentriert. Hier, für Voreilige, schon einmal der Link zur Seite, auf der die Studie heruntergeladen werden kann – natürlich wie immer kostenlos:
Whitepaper-Download:
Mobile SEO Ranking-Faktoren – Google Deutschland
Über ein Drittel unterschiedliche URLs – knapp ein Viertel sogar komplett andere Domains
Wer unsere Desktop-Studie gelesen hat, kennt die Grafik aus dem Teaser am Ende des Whitepapers – und auch auf der Landingpage (Link oben) findet ihr das Bild mit dem Mobile-Desktop-Vergleich noch einmal. Das Resultat des Vergleichs:
Für ein komplett identisches (umfassendes) Keywordset haben wir für Mobile vs Desktop in Bezug auf URLs eine Abweichung von circa 36% gemessen. Das heißt, für per Smartphone durchgeführte Suchanfragen liefert Google zu mehr als einem Drittel unterschiedliche Suchergebnisse aus – in 23% der Fälle sogar komplett andere Domains.
Spezielle mobile URLs als „Klone“ von Desktop-Content statt Responsive Design
Dieser Unterschied stellt sich in den mobilen Suchergebnissen meist in speziell auf Mobile ausgerichteten URLs dar, die mehr oder weniger „Klone“ von gleichzeitig bestehenden Desktop-URLs sind.
In der Regel sind das typische Mobilversionen der Hauptdomain wie „m.domain.com“ oder „mobil.domain.com“. Im Screenshot sind einige Beispiele solcher URLs für das Keyword „interstellar“ zusammengeführt (Rankings bearbeitet – originale SERPS siehe Screenshots unten). Zukünftig – wenn mehr Firmen in Responsive Design investieren – werden solche m.domains wahrscheinlich wieder verschwinden. Das wird aber vermutlich nicht dazu führen, dass sich Desktop und Mobile wieder annähern werden.
Ein Fünftel der SERPs werden umgeleitet
Dazu kommt, dass ein nicht unerheblicher Teil der Seiten, die in den mobilen Suchergebnissen ranken, den User umleiten. Wir haben übrigens ebenso untersucht, wie hoch der Anteil dieser Umleitungen ist, die auf die Homepage der Domain zurückleiten (neben 404 oder langen Ladezeiten wohl eine der schlechtesten User-Erfahrungen meines Erachtens). Dieser betrug jedoch weit unter 1%.
Exkurs: Mobil mehr lokale Informationen – prominenterer Knowledge Graph
Ganz abgesehen von den aggregierten URLs in der organischen Suche sind lokale Informationen sowie Knowledge Graph im Mobilbereich deutlich präsenter und teilweise auch detaillierter. Im ersten Fall liegt die Ursache natürlich im kleinen Bildschirm (der Knowledge Graph rückt somit über die organischen Suchergebnisse), im zweiten Fall ist die stärkere Gewichtung auf lokalbasierte Faktoren der Grund.
Wir haben diese ortsabhängigen Faktoren in der Studie absichtlich nicht berücksichtigt – also Ergebnisse ohne lokale Parameter generiert – um erstens losgelöst davon Aussagen über neutrale mobile Suchergebnisse machen zu können und zweitens eine gemeinsame Basis für den Vergleich mit Desktop-Ergebnissen zu bewahren, die ebenfalls ohne lokale Parameter berechnet werden. Hätten wir ebenfalls standortgebundene Informationen verwendet, wären die Unterschiede zu Desktop wahrscheinlich noch größer.
Dieser kleine Exkurs hier soll deshalb dazu dienen, den zusätzlichen Einfluss von lokalen Informationen im Mobilbereich zu verdeutlichen. Hier beispielhaft ein Komplettvergleich der jeweils ersten SERP für „interstellar“ Mobile vs Desktop (Nach Klick auf das jeweilige Thumbnail öffnet sich der Komplett-Screenshot):
Anhand dieses Beispiels ist unter anderem zu erkennen, dass die konkreten Spielzeiten der Filme viel detaillierter ausgesteuert werden. Der Knowledge Graph rückt über die Suchergebnisse – wird zwar eingeklappt, bleibt aber dennoch sehr umfangreich. Im Vergleich sind auch noch einmal die speziell mobilen URLs zu erkennen (markiert).
Weiterhin ist das Ranking der Ergebnisse leicht unterschiedlich (die Anzahl der organischen Suchergebnisse jedoch identisch) und – interessantes Detail: auf der letzten Position der mobilen SERP rankt eine Domain mit lokalem Fokus (berlin.de), die auf SERP 1 der Desktop-Suche nicht vertreten ist (hier rankt kino.de).
Unterschiede je Gerät/ Betriebssystem: Apple iOS vs. Google Android vs. etc.
Wie erwähnt unterscheiden sich die mobilen Suchergebnisse auch untereinander – nämlich ebenso in Abhängigkeit davon, ob man beispielsweise ein Apple iPhone mit dem Betriebssystem iOS oder etwa ein Samsung Galaxy mit Android benutzt. Wiederkehrend fiel unter anderem auf, dass bei Android-Suchen der Playstore, und bei iOS-Suchen iTunes rankte (hier am Beispiel „Car2Go“ – Klick auf Thumbnail öffnet komplette SERPs – zweite Suchergebnisseite):
Das klingt zunächst recht trivial, ist jedoch nicht immer so. Teilweise rankt per Android der Apple-Store vor dem Playstore, oder sogar allein – und andersherum. Weiterhin fällt an den oben stehenden Screenshots Folgendes auf (zur selben Tageszeit, Mitte Dezember unter denselben Einstellungen und gleicher Lokalität durchgeführt):
- iOS: eine Anzeige SERP 1 / Android: zwei Anzeigen SERP 1
- iOS: Wikipedia auf SERP 1 / Android: Wikipedia auf SERP 2
- iOS: iTunes / Android: Playstore
- etc.
Dies alles wirkt sich natürlich auch auf die einzelnen Eigenschaften aus, welche die mobil rankenden Seiten auszeichnen. So unterscheiden sich beispielsweise auch die Anzahl von Backlinks sowie deren Qualität im Mobilsektor teilweise von Desktop-Ergebnissen. Anders sieht es jedoch im Social-Bereich aus.
Whitepaper „Mobile Ranking-Faktoren 2014“ – fokussierte Analysen
Wie genau diese Unterschiede sich gestalten, haben wir in unserem Whitepaper dargestellt, welches für Mobile deutlich gestraffter und somit fokussierter daherkommt. Wir haben uns hierfür konkret auf die Unterschiede Mobile/Desktop konzentriert, da es auch einige Bereiche gibt, in denen die Unterschiede nicht so stark hervortreten.
Whitepaper-Download:
Mobile SEO Ranking-Faktoren – Google Deutschland
Wie immer haben wir auf der Landingpage noch einige weitere Informationen bereitgestellt. Dort kann man die Studie auch als Whitepaper kostenlos herunterladen.
Die wichtigsten Erkenntnisse in Kurzform:
Hier die wichtigsten Ergebnisse im Fokus:
- Kürzerer, dennoch reichhaltiger Content
Inhalte von Seiten, die auf vorderen mobilen Suchergebnisseiten ranken sind in der Regel etwas kürzer, verfügen über weniger interne/externe Links und weisen seltener Flash-Elemente auf. Jedoch zeigt sich auch im Mobilsektor, dass besser rankende URLs über holistischere Inhalte und eine größere Anzahl semantisch verwandter Terme verfügen.
- Noch kürzere Ladezeiten
Seiten aus den mobilen SERPs laden im Durchschnitt noch einmal eine Zehntelsekunde schneller. Dies ist unter anderem sicher auf die generell geringere Dateigröße von HTML-Dokumenten aus den mobilen Suchergebnissen zurückzuführen.
- Weniger Backlinks…
Generell sind Backlinkfaktoren, insbesondere die Qualität betreffend, nicht unwichtiger als bei Desktop. Da jedoch mobil oft andere URLs ranken – welche zudem seltener adhoc verlinkt werden – verfügen diese über weniger Backlinks.
- …aber nicht weniger Social Signals
Die Werte für Signale aus sozialen Netzwerken sind nahezu deckungsgleich mit den betreffenden Zahlen für Desktop. Geliked, geshared, getwittert etc wird per Mobilgerät ähnlich häufig wie per Desktop, wenn nicht teilweise sogar öfter.
Fazit: Andere Suchintentionen erfordern unterschiedliche Search Experience
Suchintentionen, Suchverhalten und letztendlich auch die Suchergebnisse unterscheiden sich, je nachdem, ob die Suchanfrage mit dem Smartphone oder am Desktop (oder auch per Tablet etc.) gestellt wird. Wer jetzt noch glaubt, das Kapitel „Mobile“ vernachlässigen zu können, könnte bald den Anschluss verlieren.
Spätestens seit Google angefangen hat, mobil-geeignete Seiten in den SERPs auch als solche auszuzeichnen, sollte Problembewusstsein entstanden sein. Denn hier erhält der Nutzer bereits vor dem Klick die Information, ob ein Suchergebnis für Mobilgeräte abgestimmt ist (einige der Kriterien hat Google unter oben stehendem Link gleich mitveröffentlicht). Und diese Information wird die mobilen SERP-Klickraten definitiv beeinflussen.
In unseren Ergebnissen spiegeln sich die Google-Kriterien für mobile-friendly Seiten ziemlich genau wieder. Unter anderem weisen mobil rankende Seiten tatsächlich seltener Flash, kürzeren Content und weniger Links auf der Seite aus. Dennoch gilt auch hier unsere Beobachtung aus der Desktop-Studie zur Content-Qualität: Besser rankende Seiten zeichnen sich durch semantisch reichhaltigere Inhalte aus. Kurz: Weniger Platz – trotzdem hoher Anspruch an den Content.
Das waren nur einige Highlights aus der Studie. Ich kann nur jedem empfehlen, einen Blick hineinzuwerfen und freue mich wie immer über Feedback und Kommentare.