Es ist gängige Praxis, dass Suchmaschinenoptimierer Keywords in Linktexten nutzen, um so die Relevanz der verlinkten Seiten für genau diese Keywords zu steigern. Was unter SEO-Aspekten auf den ersten Blick sinnvoll erscheint führt in der Praxis oft zu Usability-Problemen oder Konflikten mit Marketing- oder Produktmanagement-Verantwortlichen. Darüber hinaus wird die übermäßige Nutzung von Keywords in internen Linktexten schnell zum Keyword Stuffing und wirkt sich damit kontraproduktiv auf das Ranking aus. Dieser Artikel gibt Denkanstöße zur Problematik und soll eine alternative Vorgehensweise aufzeigen.
Autor: Martin Gaulke
Zum Ziel der Trafficsteigerung bzw. zur Seitenoptimierung setzen SEOs relevante Keywords gerne in die Linktexte von sitewide Links, also Links, die auf jeder Seite der Website stehen. Denn diese Links haben nach weitverbreiteter Expertenmeinung einen maßgeblichen Stellenwert um Unterseiten mit besonders viel Linkjuice zu versorgen. Das Problem dabei ist, dass dadurch, häufig ohne Rücksicht auf das Nutzerverhalten, vorher gut unterscheidbare Navigationsstrukturen zum Negativen hin verändert und „durch die SEO-Brille optimiert“ werden.
Mögliche Usability Probleme
Hieraus kann eine Seitennavigation entstehen, die schwieriger zu bedienen ist. Das Abscannen der zum gewünschten Ziel führenden Links dauert länger und die Unterscheidung einzelner Navigationselemente fällt schwerer.
Die Erfahrung zeigt, dass Nutzer, was die Navigationsstruktur betrifft sehr sensibel sind. Wenn sie die Navigation nicht verstehen verlassen sie die Seite und suchen woanders weiter. Nur in den seltensten Fällen versuchen die Nutzer herauszufinden, was sich hinter einer für sie unklaren Beschriftung versteckt.
Durch diffuse Seitennavigation sinkt tendenziell die Verweildauer, was sich insgesamt negativ auf das Vermarktungspotential der Seite auswirkt.
Keywordstuffing bei sitewide-Links
Hinzu kommt, dass Google vor kurzem indirekt mitgeteilt hat, dass der zu häufige Gebrauch von Keywords in sitewide-Links als Keywordstuffing eingestuft werden kann (Quelle).
Konkret ging es um die Seite mcgregor.org.za, die im Footer eine Sitemap hatte, in deren Links unverhältnismäßig oft das Keyword „mcgregor“ genutzt wurde (siehe Abbildung).
Zwar ging es bei der Google-Aussage von John Mu nicht um Navigationsmenüs per se, sondern um eine Footerverlinkung, jedoch muss davon ausgegangen werden, dass alle seitenweiten Links hinsichtlich Keywordstuffing unter besonderer Beobachtung stehen.
Interne Footer-Linkwüsten
Häufig kann die Navigation einer Website nicht verändert werden. Sei es wegen Vorgaben des Produktmanagements oder eben aus Usability-Gründen. Deshalb werden SEO-getriebene-Links gerne sitewide im Bereich des Footers gesetzt. Ohne inhaltlichen Zusammenhang entstehen so Linklisten, deren Linktexte sich meist ähneln. Wie in diesem Beispiel:
Der Unterschied zwischen den Linktexten
- „Kredit ohne Schufa – Sofortkredit – Kredit“ und
- „Kredite | Sofortkredite | Kreditvertrag“
ist für Nutzer als auch für Suchmaschinen marginal. Durch die inhaltliche Nähe machen sich die beiden verlinkten Seiten Konkurrenz. Handelt es sich um (einzigartigen) wertvollen Inhalt oder um (near) duplicate content?
Ohne weitere Analyse der Seiteninhalte ist diese Frage nicht zu beantworten. Damit erhöht sich einerseits das Risiko, dass Google die beiden Seiten als zu ähnlich beurteilt, andererseits bieten die Links kein signifikantes Unterscheidungsmerkmal für die Nutzer und behindern so die Navigationsführung durch die Website.
Suchmaschinenfreundliches Navigationsschema
Wie also sollte die Navigation einer Website gestaltet werden, damit sie Suchmaschinen- und Nutzerfreundlichkeit in sich vereinbart? Wichtig ist die Balance zwischen SEO-getriebenen Textlinks und nutzerorientierter Verständlichkeit. Es muss darauf geachtet werden, dass ein spezielles Keyword nicht zu häufig verwendet wird bzw. dass man Gefahr läuft
- die Usability der Website negativ zu beeinflussen
- die Abgrenzung unterschiedlicher Seiten zu verwässern.
Weiterhin muss das Navigationsschema in jedem Fall
- optisch und
- inhaltlich unterscheidbar sein.
So banal es klingen mag: der originäre Grund für die Existenz eines Links ist, dass er von Nutzern geklickt wird. Ob ein Link aber tatsächlich genutzt wird hängt maßgeblich von seiner Optik und dem Ort an dem er steht ab. Wird er als Link wahrgenommen besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass er genutzt wird. Auf den Punkt gebracht: Links müssen auch zum Klicken animieren.
Weiterhin müssen Navigationselemente einfach zu überfliegen bzw. inhaltlich leicht zu identifizieren sein. Einzigartige und leicht zu unterscheidende Beschriftungen helfen den Nutzern sich schnell und einfach zu orientieren. Sind beide Aspekte erfüllt hat dies positive Auswirkungen auf die Bouncerate der Seite.
Checkliste zur Footerverlinkung:
- Es sollten ausschließlich wichtige Themenbereiche der Website verlinkt werden (Bsp.: Forum, Blog oder Newsseite, Videoverteilerseite, wichtige Produkte, Services, Testimonials).
- Falls die Gesamtzahl der Unterseiten 100 übersteigt, dürfen nicht alle Seiten im Footer verlinkt werden.
- Nicht mit zu ähnlichen Linktexten übertreiben (Keywordstuffing).
- Die Links sollten themenaffin und gut unterscheidbar geclustert sein.
- Der Footer muss aufgeräumt und funktionell sein (keine unstrukturiert zusammenhängende Liste)
- Links in einem Fließtext haben besondere Relevanz.
- Externe Footerlinks (z.B. Sponsorenlinks) sind tabu. Sie erhöhen die Gefahr, dass ein Google Quality Rater die Seite abstraft
Der optimale Ort für SEO-Links
Prinzipiell kann davon ausgegangen werden, dass Google denjenigen Links mehr Aufmerksamkeit („Linkpower“) schenkt, welche von den Nutzern gesehen respektive genutzt werden. Die angesprochenen Footer Wüsten dürften schon jetzt mit einem Dämpfungsfaktor belegt sein und auch in Zukunft weniger Berücksichtigung finden. Ferner sind sie ohnehin nur für große Websites, mit vielen hundert oder tausenden von Unterseiten empfehlenswert, bei denen durch die gegebene Navigationsstruktur nicht alle wichtigen Unterseiten von der Startseite aus verlinkt werden können.
Links im Fließtext
Der beste Ort SEO-getriebene Links inklusive passender Linktexte zu platzieren sind daher Fließtexte. In Fließtext eingebettete Links stehen in zusammenhängendem Kontext und können von Google leichter interpretiert werden. Dass diesen Links mehr Gewicht zugeordnet wird als Links aus bloßen Linklisten ist nachvollziehbar.
Ankertext nicht möglich
Aus welchem Grund auch immer sind bestimmte Linktexte häufig nicht umsetzbar. Sei es das Website-Design, das CMS oder ganz einfach der Wunsch des Kunden. Hier gilt: sind Ankertexte nicht möglich so sollte das Keyword möglichst nahe neben dem entsprechenden Link platziert werden. Vor oder nach dem Link ist dabei egal. Hauptsache Google kann das Keyword im semantischen Kontext analysieren.
Alleinstehende Links wie „mehr dazu lesen“ sollten vermieden werden, da ein solcher Linktext zu unspezifisch ist. Ein besserer Linktext würde die wichtigsten Keywords der verlinkten Seite beinhalten bspw: „mehr lesen über das Thema XY“.
Links in der Breadcrumb-Navigation
Breadcrumb-Links haben gegenüber Navigationslinks den Vorteil, dass sie leichter mit Keywords angereichert werden können ohne dass die Website-Usability merklich darunter leidet. Bspw. kann ein Bereich, der auf dem Navigationsmenü „Service“ heißen muss auf der Breadcrumb durchaus als „Gas Installateur Service“ ausgezeichnet werden. Für Google ist dies ausreichend um die Seite entsprechend einzuordnen.
Fazit
Eine übermäßige Keyword-Nutzung bei seitenweiten Links kann für die Performance einer Website abträglich sein. Seitenweite Links wirken sich negativ auf die hierarchische Seitenstruktur aus.
Bsp.: Stehen auf einer Unterseite, die auf „Fussball“ ranken soll z.B. im Footer weitere nicht-themenaffine Links (zu Hosen, Jacken und Pullovern) wird die Linkanzahl „künstlich“ erhöht und die Themenrelevanz dieser Unterseite für das Keyword „Fussball“ verwässert. Besser wäre es auf der Seite den Usern und den Suchmaschinen ausschließlich themenaffine Links anzubieten. So würde sich die Relevanz der (Verteiler-)seite für das Keyword „Fussball“ insgesamt erhöhen.
Hinzu kommt, dass Google seitenweite Links längst nicht mehr in dem Maße positiv berücksichtigt wie noch vor einigen Jahren.
In Zukunft ist sogar davon auszugehen, dass die hierarchische Ausrichtung einer Seite noch wichtiger wird. Der Linkjuice, den eine (Start-)Seite bekommt ist begrenzt und muss möglichst effizient auf die wichtigsten Unterseiten verteilt werden. Dabei muss man darauf achten, dass auf einer Seite adäquat viele Links stehen. Auf Seiten, die gut intern / extern verlinkt sind dürfen mehr interne Links stehen.
Ein überoptimiertes, ausschließlich „auf SEO ausgerichtetes Websitegerüst“ verwirrt Nutzer und führt im schlechtesten Fall zu einer hohen Absprungrate. Eine klare, möglichst einzigartige Benennung der Navigationselemente spielt deshalb eine nicht zu verachtende Rolle.
Weiterhin müssen seitenweite Links im Footer, womöglich noch mit ähnlichen Linktexten, prinzipiell vermieden werden. Vorteilhaft hingegen sind „zusätzliche“, themenaffine Links auf Verteilerseiten. Möglichst im (oder wenigstens mit Nähe zum) Contentbereich.
Gut umgesetzt und differenziert angewandt muss die Keyword-Nutzung also nicht zwangsläufig einen schlechten Einfluss auf Usability & Performance haben.